Gute Bildung hat ihren Preis!

Als frisch pensionierter Lehrer überblicke ich 45 Jahre Berner Schulalltag an der Mittel- und Oberstufe. Das Fazit stelle ich gleich an den Anfang: Der Lehrberuf gefiel mir sehr, er ist aber immer anspruchsvoller geworden. Damit die heutigen Lehrpersonen den gesellschaftlichen und pädagogischen Ansprüchen und Anforderungen genügen können, benötigen sie die entsprechenden Ressourcen.

Trainer und Alleinunterhalter

Mit 20 Jahren übernahm ich in Frutigen eine 5. Klasse an der Primarschule Widi. Ich hatte als alleinverantwortlicher Klassenlehrer den Auftrag und fünf Jahre Zeit, die jungen Leute auf eine Berufslehre vorzubereiten. Das gelang mir als Anfänger dank vieler Tipps von meinen erfahrenen Lehrerkollegen (wir waren damals an der Oberstufe ein reines Männerteam) recht gut.

Coach und Verantwortlicher in einem Trainerteam

Nach ein paar Sturm- und Drangjahren und der Ausbildung zum Sekundarlehrer wurde ich mit 30 Jahren als Klassenlehrer an die Sekundarschule Oberhofen gewählt. Auch hier hatte ich wieder fünf Jahre Zeit, um die Lernenden auf ihr Berufsleben vorzubereiten, für mehr als die Hälfte der Klasse führte dieser Weg über eine Mittelschule. Als Lehrer war das meine wohl einfachste und befriedigenste Zeit. Ich war in einem Kollegium geborgen, hatte verschiedene Kolleginnen und Kollegen, welche an meiner Klasse unterrichteten und mit denen ich mich austauschen konnte, und ich unterrichtete eine Gruppe leistungsstarker und meist interessierter Lernender. Da die Mittelschulen ihre Schülerinnen und Schüler selbst selektionierten, konnte ich meinen Unterricht vollständig aufs Beraten und Coachen ausrichten. Zusammenhalt und Beziehungsarbeit wurden gestärkt durch mindestens ein Klassenlager pro Jahr, Weihnachtskonzerte, Schultheater und andere, auch spontane Aktivitäten ausserhalb des Schulzimmers.

Coach, Trainer, Therapeut und Schiedsrichter (mit grossem Administrationsaufwand)

Mit dem Wechsel zur Selektion nach der 6. Klasse verkürzte sich meine Arbeit mit meinen Klassen auf nur mehr zwei oder drei Jahre. Nach der Abschaffung der verschiedenen Übertrittsprüfungen kam zu meiner Arbeit als Coach und Trainer auch noch das Amt des Schiedsrichters in Übertrittsfragen dazu. Die Leistungen mussten immer besser und individueller dokumentiert werden, die Durchlässigkeit in den Hauptfächern brachte Unruhe ins soziale Gefüge der Klassen. In meinem letzten Unterrichtsjahr unterrichtete ich an einer voll integrierten Klasse. Zu den bisherigen Aufgaben kam nun ein noch individuelleres Coaching und Vorbereiten dazu, zusätzlich benötigte die Absprache mit den Heilpädagog:innen und den Kolleg:innen im Teamteaching weiteren Aufwand.

Genügend Ressourcen für eine hohe Bildungsqualität!

Kurz und gut: Die Anforderungen und Erwartungen an die heutige Schule lassen sich nur erfüllen, wenn Kanton und Gemeinden die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stellen. Neben einer modernen Infrastruktur und geeigneten Lehrmitteln braucht es genügend qualifizierte Lehrpersonen und schulische Fachpersonen, deren Arbeit in erster Linie den Schülerinnen und Schülern zugutekommt. Das heisst die Arbeitsbedingungen für Lehrpersonen müssen besser werden. Dafür setzt sich die SP sowie die vorliegende Initiative von Bildung Bern ein!

Von Ueli Egger, Grossrat und Co- Präsident der SP Kanton Bern

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