Ein Bahnhof in der Agglomeration. Es ist sechs Uhr morgens und bitter kalt. Ich warte mit einigen Mitgliedern der lokalen SP-Sektion. Wo bleibt er nur? Hat er es vergessen? Nein, da kommt er schon! Ohne Mantel, in der einen Hand ein Plakat, in der anderen seine Postkarten. Aus der Jackettasche gucken ein paar Bleistifte hervor. Kaum sind alle begrüsst, stürzt er sich schon auf die ersten verschlafenen Pendler:innen und erinnert sie an die bevorstehenden Ständeratswahlen.
Hans ist der geborene Wahlkämpfer. Neben allen anderen Wahlen für den Bieler Stadt- und Gemeinderat sowie das Stadtpräsidium, den Grossen Rat und den Nationalrat, trat Hans dreimal für die SP Kanton Bern zu Ständeratswahlen an. Und jedes Mal gewann er. Wahlkampf macht Hans Freude. Man spürt es förmlich wie er den Austausch mit den Menschen liebt, wenn er an Bahnhöfen und auf Marktplätzen steht.
2011 waren wir in einer schwierigen Situation. Nach der Wahl von Simonetta Sommaruga in den Bundesrat, hatte die SP Kanton Bern ihren Ständeratssitz in einer Ersatzwahl an die SVP verloren. Die doppelte bürgerliche Standesstimme war wieder Realität. Für die regulären Erneuerungswahlen schickten wir deshalb mit Hans Stöckli eine sehr erfahrene Persönlichkeit ins Rennen. Und Hans zwang den SVPler Adrian Amstutz prompt in einen zweiten Wahlgang, wo er ihm den Sitz wieder wegschnappte. Damit zog Hans ins Stöckli ein – und ein Slogan war geboren.
Hans liebt seine Heimat. Selbstverständlich seine Stadt Biel. Aber auch den ganzen Kanton Bern. Gerne präsentierte er diesen und setzte sich deshalb stark für den Tourismus ein. Der absolute Höhepunkt war natürlich die Landesausstellung im Drei-Seen-Land. Dass er bei der Olympia-Kandidatur dafür etwas weniger erfolgreich war, störte die meisten Genoss:innen nicht so sehr. Gleichzeitig setzte sich Hans auch vehement dafür ein, Errungenschaften wie die Demokratie, den Rechtsstaat und die Zweisprachigkeit zu erhalten und weiter auszubauen.
2015 wollte die SVP den Ständeratssitz unbedingt wieder zurückholen. Sie schickte deshalb mit ihrem nationalen Parteipräsidenten – und heutigen Bundesrat – Albert Rösti ihr bestes Pferd ins Rennen. Hans liess sich aber nicht beeindrucken und verwies Rösti so klar auf die Plätze, dass dieser nach dem ersten Wahlgang schon die Segel strich. Dass Hans dennoch in einen zweiten Wahlgang musste, lag nur am sehr hohen absoluten Mehr und einem etwas sturen parteilosen Exoten.
Hans ist die Gesundheitspolitik besonders wichtig. Und hier gelang ihm auch einer seiner grössten Erfolge. Mit «Kinder ohne Tabak» gewann er als einer von ganzen wenigen eine Initiative in der Volksabstimmung. Beim Rauchen vollzog Hans selber einen Wandel und verzichtete fortan auf seine geliebten Zigarren. Und auch sonst achtet Hans auf seine Gesundheit, macht täglich seine zehn Liegestützen und nimmt jedes Jahr am Bieler 100 Kilometerlauf teil.
2019 wollten unsere grünen Bündnispartner entgegen unserer Abmachung ebenfalls in den zweiten Wahlgang gehen. Dadurch war die geteilte Standesstimme akut gefährdet. Gemeinsam mit Hans erlebte ich die turbulentesten Stunden seiner politischen Karriere. Aber Hans wäre nicht Hans, wenn er sich unterkriegen lassen würde. Er gab in seinem letzten Wahlkampf nochmals alles und riss die ganze Partei mit. Hans wurde mit dem besten Resultat wiedergewählt und anschliessend wie vorgesehen zum Präsidenten des Ständerats gekürt.
Nun ist Schluss nach zwölf Jahren im Stöckli. Dank Hans haben wir den Ständeratssitz erneut erkämpft und bis heute behalten. Im Namen der SP Kanton Bern sage ich deshalb: Herzlichen Dank für alles, lieber Hans!
David Stampfli, Parteisekretär SP Kanton Bern