Rund 20’000 Personen verlangen mit der Elternzeitinitiative die Einführung einer Elternzeit im Kanton Bern. Heute hat die vorberatende Kommission dazu Stellung bezogen. Mit ihrer ablehnenden Haltung stellt sich die Kommissionsmehrheit sowohl gegen die Berner Bevölkerung als auch gegen die Berner Wirtschaft. Denn in Anbetracht des akuten Fachkräftemangels in verschiedenen Branchen ist das Anliegen einer Elternzeit wichtiger denn je.
Mit der Elternzeitinitiative soll im Kanton Bern zusätzlich zum eidgenössischen Mutter- und Vaterschaftsurlaub eine Elternzeit von 24 Wochen eingeführt werden. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass eine echte Elternzeit die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärkt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und die Gleichstellung von Frau und Mann fördert. Dies wäre ein riesiger Fortschritt für die Berner Bevölkerung. Mit ihrer ablehnenden Haltung stellt sich die Kommissionsmehrheit sowohl gegen die Berner Bevölkerung als auch gegen die Berner Wirtschaft. Zwar anerkennt auch die Kommissionsmehrheit die Vorteile einer Elternzeit für die Familien und die Förderung der Gleichstellung. Sie scheut aber die Kosten und möchte nicht als erster Kanton vorangehen.
Maurane Riesen, Mitglied im Initiativkomitee und Vizepräsidentin der SP Kanton Bern, sagt: «Eine echte Elternzeit ist entscheidend für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unternehmen und Mitarbeitende wollen familienfreundliche Rahmenbedingungen. In Anbetracht des wachsenden Fachkräftemangels in verschiedenen Branchen ist eine Elternzeit aktueller und wichtiger denn je.»
Anna Tanner, Co-Präsidentin der SP Kanton Bern, betont: «Es ist nichts Neues, dass die Kantone bei der Einführung von sozialen Reformen vorangehen, so zum Beispiel bei der AHV oder dem Frauenstimmrecht. Solange es auf eidgenössischer Ebene nicht vorwärtsgeht mit der Elternzeit, müssen fortschrittliche Kantone eine Pionierrolle einnehmen.»
David Stampfli, Mitglied im Initiativkomitee und Parteisekretär, ergänzt: «Das Kostenargument ist vorgeschoben. Modellrechnungen zeigen, dass der volkswirtschaftliche Nutzen einer Elternzeit die Kosten aufwiegt. Denn dank der Elternzeit steigt vor allem bei den Frauen die Erwerbsquote, was genügend zusätzliche Steuereinnahmen einbringt, um die Kosten der Elternzeit zu decken.»