In Zeiten des Fachkräftemangels ist eine Elternzeit aktueller denn. Die Menschen erwarten, dass sich Familie und Beruf endlich besser vereinbaren lassen. Die bürgerliche Grossratsmehrheit will jedoch nichts davon wissen und lehnt unsere Elternzeitinitiative in der vergangenen Wintersession ab. Das letzte Wort hat aber die Berner Stimmbevölkerung!
Familien mit kleinen Kindern sind extrem gefordert. Heute reduzieren vor allem Frauen ihre Arbeitszeit ab der Geburt stark. Dafür bezahlen sie mit Lohneinbussen und tieferen Renten. Kinderbetreuung ist nicht gratis – sondern wird von den Familien und insbesondere den Müttern über unbezahlte Arbeit finanziert. Mit einer Elternzeit können junge Familien zukünftig besser entlastet werden. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass eine echte Elternzeit die Beziehung zwischen Eltern und Kind stärkt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert und die Gleichstellung von Frau und Mann fördert. Deshalb haben wir die Elternzeitinitiative lanciert und im Frühling 2021 mit rund 20’000 Unterschriften erfolgreich eingereicht. Mit unserer Initiative soll im Kanton Bern zusätzlich zum eidgenössischen Mutter- und Vaterschaftsurlaub eine bezahlte Elternzeit von 24 Wochen eingeführt werden. Im internationalen Vergleich ist dies moderat. Die OECD-Länder gewähren eine durchschnittliche Elternzeitdauer von 51 Wochen.
Trotz den offensichtlichen Vorteilen lehnte die bürgerliche Mehrheit von SVP bis GLP in der Wintersession des Grossen Rats dieses progressive Anliegen ab. Dies hauptsächlich mit den Argumenten, dass Kinder Privatsache seien, eine Elternzeit zu viel koste und zudem national geregelt werden müsse. Diese Gegenargumente wirken vorgeschoben und überzeugen nicht. Kinderbetreuung ist auch eine öffentliche Aufgabe, sonst liessen sich Familie und Beruf niemals vereinbaren. Zudem ist es sehr im Interesse der Gesellschaft und der Wirtschaft, dass Eltern unterstützt werden und die Geburtenrate nicht sinkt. Natürlich kostet eine Elternzeit etwas. Aber dank der Elternzeit steigt vor allem bei den Frauen die Erwerbsquote. Modellrechnungen gehen davon aus, dass schon nur ein leichter Anstieg der Erwerbsquote genügend zusätzliche Steuereinnahmen einbringt, um die Kosten der Elternzeit zu decken. Und selbstverständlich ist es auch unser Ziel, dass eine Elternzeit dereinst auf eidgenössischer Ebene eingeführt wird. Aber solange es dort keine Lösung gibt, müssen fortschrittliche Kantone vorangehen, wie sie es auch schon beim Frauenstimmrecht und der AHV gemacht haben.
Mit ihrem Nein zur Elternzeitinitiative stellen sich die Bürgerlichen gegen die Berner Bevölkerung und die Berner Wirtschaft. Gemäss einer aktuellen Studie befürwortet nämlich eine klare Mehrheit von 77% die Einführung einer Elternzeit. Und in Zeiten des akuten Fachkräftemangels in vielen Branchen ist eine Elternzeit ein entscheidender Faktor für die Unternehmen. Das letzte Wort hat die Berner Stimmbevölkerung. Die Volksabstimmung findet voraussichtlich im Juni 2023 statt. Bis dahin müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Im Rahmen der Abstimmungskampagne möchten wir an öffentlichen Anlässen die Vorteile der Elternzeit aufzeigen und mit möglichst vielen Menschen über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf diskutieren. Melde dich deshalb bei uns, wenn du das Bildungsmodul Elternzeit für eine Mitgliederversammlung oder eine andere Veranstaltung buchen möchtest. Zudem kannst du Mitglied im Komitee für die Elternzeit werden. Angaben siehe unten.
Es ist Zeit für Elternzeit!
Bildungsmodul Elternzeit:
Die SP Kanton Bern bietet den Sektionen ein Bildungsmodul zur Elternzeit an. Ziel ist es, über die Elternzeit zu informieren, zu diskutieren und so die Mitglieder und Interessierte darauf aufmerksam zu machen und für die Volksabstimmung zu mobilisieren. Interessierte können sich unter david.stampfli@spbe.ch melden.